Ausstellung, Symposium: 9. - 23. Juni 2013 Saarbrücken, Ministerium für Bildung und Kultur, Pingusson-Bau
Zum dritten Mal sind internationale Comicautoren nach Saarbrücken geladen, um einen Tag lang über ihre Werke und ihre Methoden zu sprechen – und, dank dreister Fragesteller, auch über ihre Obsessionen, Träume und Albträume …
2013 soll ein besonderes Signal gesetzt werden für die Bedeutung, die dem Comic in der zeitgenössischen Kunst zukommt: Das jährliche Graphic-Novel-Symposium wird durch eine große Ausstellung erweitert und präsentiert insgesamt 15 Künstler.
Hinzu kommt eine "ideale Spezialbibliothek" von rund 100 Comic aus aller Welt: Neben den Werken der Teilnehmer liegen im Café BD insbesondere Comics mit oft ungewöhnlichen Formaten und Inhalten aus – in französischer und englischer Sprache. Ein kleiner Einblick in den Reichtum an hierzulande noch nicht publizierten Comics …
Die Veranstaltung – fast schon ein kleines Festival – wird organisiert vom xm:lab der HBKSaar, dem Institut für experimentelle Medien. Comics als experimentelles Medium? Sicher ist, dass seine Möglichkeiten in der gut hundertjährigen Geschichte des modernen Comic noch längst nicht erschöpft wurden. Die Künstler dieser Ausstellung lassen einiges von den Potentialen erahnen, die nicht mehr lange schlummern werden. In der intimen, unmittelbaren Begegnung mit Originalzeichnungen, oder der Neuinterpretation als Rauminstallation …
Mit: Dominique Goblet & Kai Pfeiffer, Oliver Grajewski, Ulli Lust, Sascha Hommer, Nicolas Mahler, Marijpol, Tonto (Simon Häussle, Michael Jordan, Helmut Kaplan, Edda Strobl), Marko Turunen und Birgit Weyhe; Eric Drooker und Jean-Christophe Menu. Kuratiert von Kai Pfeiffer
(Michael Jordan)
"Sind Comics Zeit? Gerne spricht man von gefrorenen Momenten. Kalt? Manchmal heiss. Gasförmig. Gallertartig. Schon ewig während, oder gerade vorbei. Die Zeichen zeigen Spürbares. Aggregatzustände der Körper – und der Geister. Familiengeschichten: Die Menschen auf den alten Fotografien aus Birgit Weyhes Familie sind so tot, wie sie es auf einer abgezeichneten Aufnahme nur sein können. Ein ferner Moment, den sie in ihren Comics wieder in Bewegung versetzt, der jetzt neu gesehen wird, und weitergedacht, in Symbolen und Texturen, nun aus Tusche statt Fotoemulsion.
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Mahler interagiert regelmäßig mit der Grazer Künstlergruppe Tonto Comics, in deren großem Amalgam verschiedenster Stilarten und Haltungen einer Vielzahl von Künstlern seine Minimalkunst nun Teil eines maximalistischen Gesamtklanges wird, den Helmut Kaplan und Edda Strobl mit jeder Publikation oder Ausstellung immer wieder neu und doch unverwechselbar tontoesk erzeugen. Die Analogie zur Musik ist berechtigt, ging Tonto doch aus einem Plattenlabel hervor, holt die mittlerweile durch Michael Jordan und Simon Häussle vervollständigte Basis-Combo neue und wiederkehrende Gäste für das jeweils benötigte Orchester heran, das zuletzt das 13. Heft namens "Noise" eingespielt hat … Comics aus Belgien, aus Österreich, aus Finnland und Deutschland. Comics, wie sie nun überall auf diesem Planeten gezeichnet werden.
Erzählen Comics? Diese Comics sind eine visuelle Erfahrung. Im Buch, wie nun im Raum, in den wir auf andere Art eintauchen. Ohne zu berühren begreifen wir. Trockenschwimmen mit feuchten Augen."
Kai Pfeiffer
Hier einige Fotos von der Tonto-Wand: CONDITION JUNE 2013: EIGENTLICH (EN FAIT)
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